Samstag, 11. April 2009

Ein Abend frisch erworbener Kreativität und Sinnlosigkeit

Als ich den Bahnhof sah, wusste ich die Bestimmung meines Abendes. Mein Zustand fragwürdig, angetrunken von gutem Wein und ein entspanntes Gemüt von einem netten Abend. Ich stellte in Frage, ob mir tatsächlich etwas Kreatives zu dem Wort Bahnhof einfallen würde, und doch wollte ich mich dieser Herausforderung stellen. Ich verfluchte meine Angewohnheit Rechtschreibfehler nicht nach dem Verfassen eines Textes zu korrigieren, sondern währenddessen, da mir in flüchtigen Momenten der Eingebung immer die richtigen Worte einfielen, ich sie aber im Verbesserungswahn wieder vergaß.
Und schon sah ich ihn vor mir: Einen Bahnhof. Ich stieg aus. Menschenmassen versperrten mir nähere Blicke auf Details, die ich so gerne betrachtete und abwägte. Ein Blick nach rechts genügte, um mir ein Gesamtbild zu verschaffen. Geradeaus oder Links, es wäre alles egal gewesen, ein Nichts in dem Haufen Mannigfaltigkeit. Bizarre Mengen drängten sich aneinander, vermischten Hautausscheidungen und nahmen einander intensiv wahr, ohne es zu realisieren oder überhaupt zu wollen, nur um an ein Ziel zu gelangen. Und machten sie sich Gedanken, ob ihr Busenfreund, der als solches bezeichnet werden kann, da es unvermeidbar ist in einer solchen Menge hindurch zu schlängeln, ohne mindestens einen Intimbereich eines Unbekannten berührt zu haben, fragte er sich wirklich, ob dieser Mensch nicht dasselbe Ziel ausgewählt hatte? Warum er so einfach an eine fast verbotene Stelle herangekommen war, für die er sich normalerweise wochenlang bemühen müsste?
Allein der Gedanke eines Blickes in die Linke Seite machte mir Angst. Was würde ich sehen? Glückliche Familien, Hunde, Gewalt? Das Realisieren des Geruches, der Geräusche und des Gefühls dieser maßlosen Schamlosigkeit verursachte Übelkeit in mir. Es mag viele Gründe für mein Unbehagen gegenüber Menschenmassen geben, doch einer war der ausschlaggebendste: Die Konfrontation. Sei es das Verstehen, dass ich doch nicht individuell bin oder die zügellosen Berührungen mit fremden Personen. Es war eine Konfrontation, die ich im Alltag zu vermeiden suchte. Doch wie vermeiden, in Abhängigkeit der Sozialität? Könnte ich wirklich ohne meine Liebe oder meinen engsten Freund leben? Ohne den Menschen, der irgendwann das Rezept für meine heißgeliebten Milchbrötchen erfunden hatte? Nichts gab mir mehr Realität als diese eine Konfrontation. Die Menschheit in all ihren Varianten, Formen und Farben. Man entkam ihr nicht und musste sich ihr trotzdem stellen, um ans Ziel zu gelangen.
Trotz allem fiel mir nun viel zu dem Begriff ein und ja, alles meinem Empfinden, Fühlen und Denken angepasst. Ich mag Milchbrötchen wirklich, ja. Und trotzdem stelle ich mir die Frage, warum Andere so lange auf ihre Chancen warten müssen. Wo wir doch jetzt schon Bescheid wissen, warum weitere Erfahrungen sammeln?
Doch diese Frage stellte ich mir auch vor drei Jahren und ich habe doch ewige und entscheidende Umerfahrungen gemacht. Und ich werde sie mir auch in 20 oder 30 Jahren stellen.

Gute Nacht, die brauche Ich.

1 Kommentar:

  1. Hm. Erst mal schöner Text. Finds ja super, dass du mal wieder was geschrieben hast.
    Bei der Sache mit den Rechtschreibfehlern geht mir zwar nicht so, aber wenn mir was kreatives einfällt, dann gleich so viel, dass ich nicht alles behalten kann und dann den größten Teil wieder vergesse und nicht mehr so super zustande bringe. Ich brauch unbedingt ein Diktiergerät.
    Bei Menschenmengen gehts mir ähnlich. Find ich unschön. Ja, der Geruch, vielleicht auch die Sache mit dem Individualismus. Aber dass es mir leider auch vor Augen führt, aus welchem Gschwadl die Menschheit besteht. Aus den Gründen will/könnte ich nie in der Stadt leben. Zu viele Menschen, zu...menschlich. Und menschlich ist nicht gut.
    Diese Milchbrötchen. Find die ja super ;)
    Erfahrungen sind das, was leben ausmacht. Außerdem härten sie einen ab und man kommt in Zukunft mit schwierigen Situationen besser klar, als vielleicht ohne eine entsprechende Erfahrung zuvor gemacht zu haben. Jetzt zurück zur RKW, die braucht mich ;)

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